Polarwirbel-Split – wie beeinflusst er unser Wetter?

Polarwirbel-Split – wie beeinflusst er unser Wetter?

In den Wintermonaten taucht ein Begriff immer wieder in den Wetterprognosen auf: der Polarwirbel-Split. Doch was genau steckt dahinter? Und welche Auswirkungen hat dieses Phänomen auf unser Wetter in Deutschland? Um das zu verstehen, werfen wir erstmal einen Blick in die Atmosphäre.

Was ist der Polarwirbel?

Der Polarwirbel ist ein riesiges Band aus starken Westwinden, das sich in etwa 10 bis 50 Kilometer Höhe, in der Stratosphäre, über der Arktis erstreckt. Er funktioniert wie eine Art Mauer, die die kalte arktische Luft in den Polarregionen einschließt. Solange der Polarwirbel stabil ist, bleibt auch die Kälte überwiegend auf die Polarregion beschränkt.

Doch manchmal wird der Polarwirbel durch bestimmte Wettermuster oder sogenannte „planetarische Wellen“ gestört. Diese Störungen können dazu führen, dass sich der Wirbel abschwächt oder sogar in mehrere Teile aufspaltet – ein sogenannter Polarwirbel-Split.

Was passiert bei einem Polarwirbel-Split?

Bei diesem Split teilt sich der Polarwirbel in zwei oder drei kleinere Wirbel, die kalte Luftmassen aus der Arktis weit nach Süden transportieren können. Oft sind Regionen in Europa, Nordamerika und Asien davon betroffen.

Ein klassisches Beispiel für die Auswirkungen eines Polarwirbel-Splits war der Winter 2020/2021. Damals brach der Polarwirbel Mitte Januar auseinander, was in Europa zu einem massiven Kälteeinbruch führte.

Auch Deutschland erlebte dann eine extreme Kältephase mit viel Schneefall und strengem Frost. Dabei wurden in der Nacht zum 10. Februar 2021 in Mühlhausen-Görmar in Thüringen -26,7 °C gemessen – ein Rekordwert für diesen Winter.

Wie häufig kommt es zu einem Polarwirbel-Split?

Ein Polarwirbel-Split ist ein eher seltenes Ereignis. Laut Daten der letzten Jahrzehnte tritt er etwa alle zwei bis drei Winter auf. Besonders auffällig ist jedoch, dass diese Ereignisse häufiger in Verbindung mit sogenannten „plötzlichen Stratosphärenerwärmungen“ (Sudden Stratospheric Warming, SSW) auftreten. Dabei erwärmt sich die Stratosphäre über dem Polargebiet innerhalb weniger Tage um bis zu 50 °C – ein Prozess, der den Polarwirbel erheblich schwächen oder sogar spalten kann.

Hat der Klimawandel Einfluss auf den Polarwirbel?

Noch ist nicht eindeutig bewiesen, wie der Klimawandel den Polarwirbel beeinflusst. Aber die Theorie spricht dafür, dass der Polarwirbel in Zukunft schwächer wird.

Grund hierfür: Durch den Klimawandel erwärmt sich die Arktis stärker als alle anderen Regionen der Erde. Diese sogenannte „arktische Amplifikation“ könnte den Polarwirbel instabiler machen.

Der Polarwirbel bezieht seine Kraft aus dem hohen Temperaturunterschied zwischen dem Nordpol und den gemäßigten Breiten. Wenn der Nordpol sich nun besonders stark aufheizt, und dieser Temperaturunterschied schwächer wird, könnte diese „Trennmauer“ zwischen kalt und warm immer mehr bröckeln.

Einige Modelle legen deshalb nahe, dass Polarwirbel-Splits in Zukunft häufiger auftreten könnten, was extreme Wintereinbrüche in Europa wahrscheinlicher macht.

Was bedeutet das für Deutschland?

Ein Polarwirbel-Split kann in Deutschland extreme Kälteperioden mit sich bringen. Gleichzeitig sind auch andere Wetterphänomene wie starker Schneefall oder vereinzelt auch längere Trockenphasen möglich. Es hängt stark von der Position der kalten Luftmassen ab, wie genau Deutschland betroffen ist. Während im Jahr 2021 ein Polarwirbel-Split für eisige Temperaturen sorgte, blieb der Winter 2022 vergleichsweise mild, da sich die polare Kaltluft vor allem auf Nordamerika konzentrierte.

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